Es ist Dienstag, es ist Abend und es
ist noch gar nicht so dunkel wie ich dachte, dass es hätte sein
müssen. Das Fahrrad hab ich trotzdem mal dunkeltauglich gemacht, mit
Lampen und Kabelbindern und der Hoffnung damit genug zu leuchten um
nicht über den Haufen gefahren zu werden oder Wölfe zu
verscheuchen.
Zuerst sitze ich aber noch auf der
Couch und warte auf den Moment mich auf den Weg zu machen. Die
Mischung aus pünktlich und nicht zu lange alleine in der Gegend
rumlungern ist die Kunst bei meinem Vorhaben und wird plötzlich vom
Patrick unterbrochen der mich zu einem vor der Lesung Döner einlädt.
Da muss ich dann aber schnell machen sonst geht alles durcheinander
und das will ja keiner.
Fahrrad, Licht, losfahren, ankommen und
dann doch keinen Döner. Nur kurz zum Rewe rein und eine Besorgung
machen. Weiter zum Werk 2 und das ist es ja, hab ich noch gar nicht
erwähnt, außer in der Überschrift. Der Thees Uhlmann hat ein Buch
geschrieben und wie man das so macht, geht er damit auf Lesetour und
liest in einer Tour. Da dürfen wir natürlich nicht fehlen und
Markus ist auch schon da. Der steht weiter vorne in der Schlange und
wie ich das hier gelernt habe, kann damit auch eine unbestimmte
Anzahl von Bekannten, den selben Platz in der Reihe für sich
beanspruchen. Die Schlange ist nicht so lang und mein schlechtes
Gewissen dreht sich nicht mal um.
Tür geht auf, Karte gezeigt,
abgestempelt und nach einer kurzen Diskussion ganz vorne in die Mitte
gesetzt. Sehr guter Platz wie ich finde. Nicht nur weil ich da den
Thees ganz gut sehen kann, sondern auch meine Kamera. Ich geh noch
schnell fragen ob ich denn Fotos machen darf und alle sagen ja. Nicht
nur ja, ich krieg auch noch eine Visitenkarte von dem Rainer. Der ist
der Kumpel vom Thees und sitzt am Merchstand und gehört auch zum
Label. Ui ui ui ganz großes Kino in meiner kleinen Seele. Und mit
der Karte in der Hand verspreche ich mir ich anzustrengen und die
schönsten Bilder zu machen die man machen kann.
Thees kommt rein, sagt hallo und dann
sitzt da ein Kumpel, liest uns was vor und erzählt aus seinem Leben.
So oder so ähnlich muss man sich das vorstellen, wenn der Mann eine
Lesung macht. Das ist kein Spektakel mit tanzenden Elefanten, das ist
einfach Thees Uhlmann, ein Tisch ein Buch und gut. Das Buch ist
natürlich über jeden Zweifel erhaben und auch wenn da jetzt eher
der Fanboy spricht kann ich sagen, dass ich von keiner der
Vorgelesenen Kapitel enttäuscht war. Überrascht, belustigt, berührt
und verwirrt. Kam alles mal dran und gerne auch gemeinsam. Aber nicht
einen Monet hatte ich das Gefühl, ich müsste das Buch nicht in
meinen Händen halten und nach Hause tragen wo es von mir zerlesen
wird und dann im Schrank neben den anderen Büchern stehen darf und
wenn einer kommt und meinen Bücherschrank bewundert und ich denke,
dass es doch eigentlich Bücherregal heißt und er das Buch sieht und
fragt: „Ist das gut?“ Und ich dann sage: „Jo is geil, war ich
auch bei der Lesung. Musste mal vorne drauf gucken.“
Kamera raus, warten was passiert und
merken, dass es eine Lesung ist. Das ist dann nicht so leicht, wenn
man so Action will und vorne einer sitzt der nicht vorhat
aufzustehen. Hat er dann doch gemacht, aber darum geht es nicht. Eine
Lesung ist für die Optik ja eher eine einseitige Geschichte. Der
Autor betritt die Bühne, setzt sich und liest. Das ist auch in
Ordnung, das Genuss kommt akustisch um die Ecke. Zum Glück ist der
Uhlmann ja doch eher ein beweglicher Zeitgenosse und lässt auch am
Gesicht ablesen was gerade passiert. Es ist quasi ein optischer
Soundtrack der in seinem Gesicht abläuft. Das finde ich gut.
Irgendwann ist Pause, Patty musste
vorher pinkeln gehen und dabei durch die Massen schleichen. Hahaha
Wir gehen kurz an die frische Luft, kommen wieder rein hören weiter
zu und haben natürlich noch den Plan unser Buch signieren zu lassen.
Das wird aber so schnell nix. Gefühlt dreihundert Leute kommen noch
von draußen rein und stellen sich zu den anderen fünftausend
Menschen und bilden drei Schlangen die sich nicht bewegen wollen. Wie
treffen aber noch Mädchen und plaudern nett durch die Gegend, was
die gefühlte Zeit deutlich kürzer macht und dann stellen wir uns
einfach in die kürzeste der drei Schlangen und ich kann die Blocke
förmlich schmecken, als wir nach zehn Minuten anstehen an gefühlt
siebzehntausend Menschen vorbei ziehen die in einer der zwei anderen
Warteschlangen ihren Lebensabend verbringen wollen. Patty lässt sich
dann Korn und Sprite in sein Buch schreiben und kriegt sogar die Hand
beklatscht, weil es von einem Erlebnis mit eben jenem Getränk zu
berichten wusste. Ich lasse mir „Für meinen besten Freund ...“
auf das Buch schreiben und krieg Schimpfe, weil ich lange nicht
gefragt habe wie es geht. Foto gibt’s auch noch und dann sind wird
glücklich.
Irgendwann bin ich dann wieder zu hause
und müde und gucke mir die Bilder an. Schicke die auch gleich weiter
und lass das Buch erst mal liegen. Ein bisschen warten will ich,
damit das Vorgelesene nicht mehr ganz so viel verrät und ich es in
Ruhe durchlesen kann. Obwohl ich jetzt schon weiß wie der Vater von
Sophie klingen wird.
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