Tag 1
Kopfweh, ein Gefühl von Schwäche und
überhaupt ein Unwohlsein, dass sich nicht gut anfühlt. Jeder der
nur ein bisschen Ahnung von so Sachen hat, weiß was ich meine. Ich
bin Patient 0 für eine Zombieapokalypse und werde die Welt in einen
langsam laufenden und andere Menschen essenden Abgrund reißen.
Natürlich nur so weit, dass es noch genug Menschen gibt die sich mit
sich und ihren Konflikten untereinander beschäftigen können. Denn
selbst wenn es nur noch wenige Menschen gibt und die eigentlich genug
damit zu tun hätten sich gegen die Zombies zu wehren und überhaupt
zu überleben, die finden schon noch einen Grund sich gegenseitig
nicht zu mögen.
Aber zum Anfang. Ich liege also hier
und fühle mich nicht wohl. Der Körper tut komisch und kann sich
nicht entscheiden zwischen Magengrummeln und Fieber, während er mich
immer wieder auf Toilette schickt. Sicher werden jetzt einige
Hobbymediziner da draußen eine ganz eigene Diagnose parat haben und
mir lieber eine Erkältung, Mums oder eine Schwangerschaft
unterjubeln. Das ist natürlich alles Unsinn. Erkältung kann ja
schon aus unterschiedlichsten Gründen ausgeschlossen werden, Mums
sieht anders aus und wenn ich schwanger wäre würde ich ja
Heißhunger auf Fisch mit Marmelade auf Lockenwickler mit Bratensoße
haben. Hab ich aber nicht. Hab Hunger auf weiß nicht was, weiß nur,
dass ich nicht mag was ich so in mich tue. Nicht mal Kekse gehen. Das
kann nur heißen, dass ich Hunger auf etwas habe was ich so noch
nicht kenne und das muss dann Gehirn sein. Natürlich hab ich selber
Gehirn, schon seit Jahren. Ist nur im Kopf und da komm ich mit dem
Mund ganz schlecht ran, kann also nicht abbeißen oder dran lecken
oder so um mich von meinen neuen Gelüsten zu überzeugen. Ich bin
mir trotzdem sicher, dass ich in den nächsten Tagen los ziehe und
fremden Leuten in den Kopf beißen werde.
Bis das so weit ist leide ich erst mal
still und leise auf meiner Couch. Das ist nämlich so eine Grundregel
bei einem Patienten 0. Wenn ich merke ich brüte eine Seuche aus,
dann sag ich es niemandem und lass es schön brüten.
Tag 2
Früh aufstehen ist an sich schon kein
Zuckerschlecken. Heute macht es mal extra keinen Spaß. Körper macht
aua und bäh und ich bin mir nun ganz sicher, dass ich den Virus in
mir trage der alles, aber auch wirklich alles vernichten wird. Weil
ich Klischees zwar mag, aber in Filmen nicht leiden kann wenn sie
einer vernünftigen Handlung im Weg stehen, begebe ich mich doch in
professionelle Hände. Beim Arzt sind sie nett zu mir, haben ja noch
keine Ahnung, dass ich das Ende der Menschheit in mir trage. Die Frau
Doktor diagnostiziert natürlich eine Grippe. Ich versuche gar nicht
erst sie davon ab zu bringen. Man müsste schon ein erfahrener
Virologe und Zombieforscher sein um mein Problem erkennen zu können
und da stellt sich die Kasse einfach quer. Kann man nichts machen.
Wieder zu hause entwickle ich einen
ganz seltsamen Hunger auf Nichts und dann Kekse, dann Schokokram und
dann wieder nichts. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Von meiner Couch
aus, versuche ich die Welt kurz vor dem Abgrund noch zu retten. Weiß
nur noch nicht wie und suche auf dem Disney Channel und Nick nach
Lösungsansätzen. Eine schwierige und undankbare Aufgabe, aber einer
muss sie ja machen.
Tag 3
Euer Ende ist nah. Das sollte Euch
bewusste sein. Ihr könnte Euch ja schon mal darauf einrichten und
eben das machen was man so tut, wenn die Welt untergeht. Den Liebsten
sagen, dass man sie liebt. Den Blödmännern sagen, dass man sie
nicht leiden kann. Allen anderen nichts sagen, weil das nur Zeit
kostet und zu nichts führt.
Weil Samstag ist und morgen
Weihnachten, kriege ich sogar ein Geschenk. Ein Rubik´s Würfel an
dem ich schon ganz gut meinen Verfall ablesen kann. Grundeinstellung
ist ja, dass er auf allen Seiten die gleiche Farbe hat, so wie es
auch sein soll. Ich verknorkel das Teil erst mal und habe jetzt eine
Herausforderung vor mir. Ich schaue mir das Ganze an und gebe Auf.
Mein Gehirn ist dazu wohl nicht mehr in der Lage. Ich mache das was
Zombies eben machen und gucke Privatsender.
Tag 4
Es ist Weihnachten und ich beginne Tag
wie schon die letzten mit Aufstehen. Meine Kräfte scheinen zu
schwinden, ich muss wohl langsam etwas Gehirn essen.
Weil das zu Weihnachten eben so ist,
fahr ich zur Mutti und mache dort Weihnachtssachen. Geschenke
schenken, Geschenke geschenkt bekommen, Weihnachtsfilme gucken und
Essen essen. Dabei merke ich wieder, wie mein Körper die
konventionelle Nahrung abstößt. Obwohl ich nur wenige Kilo
Kartoffelsalat mit Würstchen esse, fängt mein Körper an die
Nahrung abzustoßen. Das wird ganz klar ersichtlich durch die
unnatürliche Auswölbung im Bereich des Bauchis. Es braucht eine
Weil bis mein Körper mit diesem Ballast fertig wird. Kuchendinger
mit Pudding bestätigen allerdings meine Theorie und ich muss mich
jetzt wirklich nach einer neuen Nahrungsquelle umsehen. Viele werden
jetzt sagen: „Da draußen gibt es doch genug Gehirn, da muss man
sich doch nur bedienen.“ Klar das kann man schon so sehen. Die
Leute sind da allerdings echt voll die Arschies. „Das ist mein
Gehirn, das brauch ich noch.“ Heißt es dann. „Aua nimm deinen
Löffel aus meinem Kopf.“ Oder der Klassiker. „Nicht beim ersten
Date.“
Wie es mir damit geht will ja wieder
keiner wissen.
So, weil ja immer noch Weihnachten ist,
werde ich meine Nahrungsversuche fortführen und gucken ob
Baumkuchen, Currywurst oder Wackelpudding meinen Gehirnbedarf decken
können. Eins ist natürlich noch zu erwähnen. Ihr müsst mich
aufheben und gut behandeln, als Patient 0 bin ich auch der Schlüssel
zu Eurer Heilung.
Sehen kann man noch nichts.