Sonntag, 26. November 2017

BiMaCo 2017 – Regen, eine andere Welt, der besondere Oktopus und wieder Regen

Es ist früh und fühlt such auch so an. Kalt, dunkel, kalt und dunkel und kalt. Ein Blick aus dem Fenster ergänzt kalt und dunkel noch um nass und ich dreh mich zurück in mein Kissen.

Es ist immer noch früh und ich stehe im Bad. Es ist kalt und hell und ich habe eine Zahnbürste im Mund. Dann ist es nass und ich habe eine Dusche über dem Kopf. Der Tag ist also offiziell eröffnet. Nach einem obstigem Frühstück geht’s noch in den Konsum, damit ich auf meiner Reise was zu trinken habe. Einen Moment später kann ich sehen wie meine Bahn los fährt. Zum Glück kommt die nächste Bahn schon 15 Minuten später und ich kann noch ein wenig durch den Regen schlendern.

Auf dem Bahnhof steht schon ein Zug der nur darauf wartet, dass ich seinen Bauch gehe um mich nach Wolfen zu bringen. Ein nicht sehr freundlicher Mann und seine freundliche Frau wollen mich mit ihrem Gruppenticket mitnehmen. Das finde ich gut und mein Geldbeutel auch. Dann kommt noch einer dazu der vom Automaten gar kein Fahrschein mehr kriegen sollte. Der Automat war nämlich der Meinung unser Zug fährt gar nicht erst los. Wir ignorieren das. Nicht ignorieren können wir die Gruppe von Menschen die auch in den Bauch vom Zug will und so viele Leute zählt wie wohl gerade in so einen Zugbauch passen. Mit brutalem an den anderen vorbei laufen, können wir uns noch Sitzplätze sichern und sind glücklich. Als der Zug nicht pünktlich los fahren will kriege ich kurz Emotionen, die gehen aber wieder als das Transportmittel meiner Wahl anfängt in die richtige Richtung zu rollen. Was dann passierte ist aus dem Fenster gucken, was lesen und aussteigen.

Ich bin da. Regnen tut es hier auch und kalt ist es ebenso. Also Mütze auf, Schal um und ich gehe auf mein Ziel los. Das Kulturhaus ist nicht so weit weg und weil ich hier mal aufgewachsen bin, weiß ich auch wo ich lang muss. Als ich das Kulturhaus im Auge habe, gibt es gleich die erste Überraschung. Da stehen Menschen. Da stehen so viele Menschen, dass man es eine Schlange nennt und die geht bis um die Ecke und noch ein gutes Stückchen. Wie es sich gehört stelle ich mich hinten an die Schlange und fange an ihr ganz langsam hinterher zu laufen. Es dauert nicht lange und hinter mir bildet sich auch eine Schlange und damit stehe ich quasi zwischen zwei Schlangen. Nach einer Weile ist die Schlange vor mir verschwunden und die hinter mir gewachsen. Das ist der Lauf der Natur.

Beim Eintritt bezahlen kaufe ich mir gleich ein Artbook, dass eigens zu der diesjährigen BiMaCo erschienen ist und nicht limitiert ist sondern auch noch für einen guten Zweck verkauft wird. Weil die wenigstens wissen was eine BiMaCo ist hier eine kurze Erklärung: BiMaCo bedeutet Bitterfelder Manga Convention. Bitterfeld meint dabei den Ort, Manga die kulturelle Richtung der Veranstaltung und Convention die Art der Veranstaltung. So weit so informativ.

Nach dem Eintritt bezahlen bin ich drinnen und neben den Besuchern die so aussehen wie Besucher kann ich wieder versuchen die ein oder andere Figur aus dem Reich der Phantasie am Aussehen zu erkennen. Deathstroke, Link und drei Pikachus erkenne ich aus Anhieb. Dann ist da noch einer aus einem Videospiel, das ich vom sehen kenne und ein Weihnachtsmannmädchen. Ich bin zufrieden mit mir und fange an die Convention zu erkunden. Wer jetzt denkt, ich wäre ganz in zivil dort hingegangen, der irrt natürlich gewaltig. Ich hatte mir extra mein Flash T-Short raus gelegt und es auch getragen.
Neben den Händlern die allerlei Lebensnotwendiges für den geneigten Fan feil bieten guck ich erst mal zu den Zeichnern. Die haben sich im kleinen Saal versammelt und zeigen was sie können. Auffällig viele haben sich dabei der Art Kunst zugewendet wo die Menschen sehr große Augen haben und die Frauen auffällig proportioniert. Das gehört allerdings dazu und ist eben Manga. Die Männer auf den Bildern haben übrigens keine Bärte, keiner von ihnen, nicht einer.

Beim Umschauen bemerke ich Kontaktversuche von G, der auch in Wolfen ist und wir vereinbaren ein Treffen. Fünf Minuten später stehe ich im kalten Regen und warte. Drei Minuten später ist er da. Noch mal zwei Minuten später stehen G und ich in der Eingangshalle und einer von uns weiß noch nicht so recht was er da gerade sieht. Wir gehen Tee trinken und ich erkläre G, dass er hier keine Angst haben muss. Ich denke er glaubt mir nicht. Zum Tee gibt’s natürlich Kuchen und ich esse eine Hasenmurmel.

Fertig mit dem Tee verlassen wir den Tisch, weil da auch ein Wolf war und wir Angst hatten. Außerdem läuft im großen Saal schon ein Bühnenprogramm und wir gucken zu. Es geht wohl im Dragonball. Ich kann der Sache nicht ganz folgen. Zum Glück wird auch mal getanzt.

Irgendwann muss G dann auch wieder los und hat eine Menge gelernt, zumindest von dem was ich weiß und da kann ich ja keine Garantie auf Richtigkeit oder Zusammenhang zum Thema gewähren. Ein bisschen alleine pendele ich zwischen den Händlern (ich kaufe mir eine DVD, einen Beutel und ein T-Shirt) der Bühne und dem Kaffee hin und her. Zum Mittag gibt’s erst mal Kuchen und eine andere Theatergruppe. Die sehen auf den ersten Blick alle gleich aus nur in unterschiedlichen Farben und haben einen Basketball dabei. Ich verstehe gar nichts.

Neben dem Gucken bin ich auch wieder mit meiner Kamera unterwegs und schleiche mich kurz in einen der Workshops rein die angeboten werden. Nach ein paar Fotos werde ich auch schon gezwungen einen Oktopus aus Fimo zu basteln. Mit mir basteln Loki, ein Einhorn, eine Mangafigur, eine Frau und ein junger Mann. Alle sind nett und ich hab gar keine Angst. Durch einen Fehler im Schaffensprozess hat mein Oktopus nur sieben Tentakel (er ist damit nicht der einzige) ich mag ihn trotzdem. Er kriegt noch ein Horn von mir aufgesetzt und kommt dann in den Ofen.

Der nächste Höhepunkt ist die erste Runde des Cosplaywettbewerbes. Da dürfen alle ihre Cosplay vorstellen und dazu passend etwas aufführen. Das geht dann los mit kurzen Szenen aus dem Leben eines Vampirs der doch kein Vampir ist, über ein Lied bis zu einem Mädchen, dass sich ganz doll verbiegen konnte. Also so verbiegen wo anderen Menschen nur noch ein Knacken und Schmerzensschreie zu entlocken sind. Die fand ich gut, nicht wegen dem verbiegen. Ihren Charakter kannte ich auch. Ist ein Mädchen aus Avatar und damit meine ich nicht den schlimmen Film mit den blauen Typen, sondern den letzten Luftbendiger. Nach einem Sailormoonspoiler und einer Bombe hab ich dann auch mal auf die Uhr geguckt und gemerkt, wie spät es schon war. Meine Bahn hatte zum Glück 30 Minuten Verspätung und ich kam ganz angenehm nach hause.

Zurück auf meiner Couch hab ich dann gar nichts weiter gemacht außer essen und liegen und überlegt welches Cosplay am besten zu mir passen können würden sollte. Vorschläge sind natürlich gerne gelesen.
Der besondere Oktopus auf dem Film.

Dienstag, 21. November 2017

Eine Woche auf der Couch ist auch kein Leben

Ich muss gleich mal mit dem Titel aufräumen und mich korrigieren. Die Woche auf der Couch war keine Woche, es waren vier Tage. Es list sich einfach besser, deswegen der reißerische Titel auf den ich auch kein bisschen Stolz bin.

Montag war schon scheiße und das kann man ruhig so sagen. Nicht nur das Essen sucht sich seinen Weg im Rekordtempo durch meinen Leib, auch die Kopfschmerzen die sich dafür einnisten sind von einer ganz neuen Qualität und machen die Nacht zum Tag. Früh geht es dann zum Onkel Doktor der eine Frau ist und die weiß natürlich mehr. Fachmännisch auf dem Bauch herumdrücken und abhören bestätigen was ich schon geahnt habe. Es geht mir nicht gut. Darmdingsvirus mit Zwieback und Tee heißt es dann und ich darf nach hause. Dort werde ich auch die nächsten Tage verbringen und das war so.

Tag 1

Ich komme vom Arzt und weil der Konsum auf dem Weg ist, bringe ich mir noch Zwieback und Wasser mit. Aus der Apotheke noch was gegen das Aua hinter den Augen und schon geht’s auf die Couch. Dort bin ich eigentlich ganz gerne, nur macht es eben halb so viel Spaß wenn man muss. Und müssen tu ich dann doch viel zu oft. Auf jeden Schluck folgt ein Gang Das Wasser macht sich gar nicht mehr die Mühe nach dem richtigen Weg zu fragen und nimmt gleich die Abkürzung über den Hinterausgang. Irgendwann überlege ich einfach das Wasser vom Speiseplan zu streichen und meinen Flüssigkeitsbedarf mit Zwieback zu decken. Ich sag es gleich, auch wenn ich Zwieback mag und nicht einfach so von der Tellerkante stoßen würde, es klappt nicht. Die kleinen Krümeligen Scheiben haben es einfach nicht drauf einen Menschen über längere Zeit am Leben zu halten.
Irgendwann habe ich mich dann auch damit abgefunden und versuche mich mit meinem vorübergehend couchigem Alltag abzufinden. Das Fernsehen soll mir helfen und leistet auch ganz gute Dienste. Bis die erste Stunde vorbei ist und merke wie wenig Sendung da eigentlich zwischen der Werbung läuft. Dabei gucke ich schon die pädagogisch wertvollen Programme von Nick und Disneychannel. Die zeigen mir wenigsten eine ganze Folge von irgendwas bevor sie mir sagen was ich kaufen soll.

Hier mal meine Top 3 der Geselschaftsspiele:

Platz 3: Blockirgendwas
Ein Spiel das antritt gegen die anderen viel komplizierteren Spiele mit Anleitung die keiner Versteht und die Stimmung so runter ziehen, dass alles schwarz weiß wird. Bei dem Spiel hat man wohl nur so kleine bunte Vierecke die man aneinander legen muss. Ich verstehe es nicht.

Platz 2: Pieface
Es geht darum jemandem einen Kuchen ins Gesicht zu hauen. Ganz großes Kino.

Platz 1: Mister Pups
„Ist er nicht niedlich Mister Pups.
Wenn du ihn drückst lässt er nen Pups.“
Zitat aus dem Ohrwurm der die Werbung begleitet und damit ist der Worte auch genug gesagt.


Tag 2

Es geht voran. Mein Körper sondiert wieder nach Öffnungen und selbst wenn von Fest noch nicht die Rede sein kann finde ich das schon mal zum feiern. (Ja es ist ein super Wortspiel)
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Tee und Zwieback lasse ich mir mein Kulturprogramm durch den Kopf gehen und versuche die Schwachstellen heraus zu filtern. Schnell erkenne ich den Fernseher tragendes Element und das Programm als den Bösewicht im Hintergrund. Ich beschließe aktiv zu werden und nehme das Programm in die eigenen Hände. Im Regal reihen sich einige der unterhaltsamen Silberscheiben mit Film drauf und ich ziehe als erstes „Die Entdeckung der Unendlichkeit“, Stephen Hawking und wie er das Universum entdeckte. Schöner Film mit guten Darstellern und ich fühle mich schon am Nachmittag kultivierter und gebildeterer. Toll was der Fernseher so kann.
Nach dem Nachmittag fühle ich mich wieder ein wenig gelangweilt und investiere in meine Zukunft. Ich bestelle mir ein Videospiel und fange an zu warten.
Gepuzzelt hab ich auch noch. Mehr als Hundert Teile und ich hab es ganz allein geschafft. Das Puzzel war sicher nicht das schwerste aber immerhin eines von den Profipuzzeln ab 6 Jahre. Da ist die Grenze natürlich nach oben offen. Als ich ins Bett gehe bin ich geschafft aber ein wenig stolz.


Tag 3

Der Körper will was der Körper will. Was der Körper nicht will ist Sachen in sich behalten und auch wenn es nicht mehr so sprudelt wie zum Anfang ist es noch kein erstrebenswerter Normalzustand.
Neben dem klassischen Zwieback ist der klassische Tee zu meinem Grundnahrungsmittel aufgestiegen und der macht nicht nur den Durst weg, er will mich auch Fit halten. Gefühlte alle zwei Minuten muss ich in den weißen Saal um dort ins Porzellan zu pinkeln. Austrocknen tu ich trotzdem nicht weil ich ja immer wieder Tee von oben nach kippe, was mich dann wieder laufen lässt um es laufen zu lassen. Zwischen dem Harngedrängel gibt es Kultur und Zerstreuung.
Zum Mittag gibt es wieder einen Film. Ein asiatisches Meisterwerk aus dem Ein Euro Shop. Es geht wohl um einen Mann und eine Frau und er kann schnell laufen und einer kann auch fliegen. Mehr kann ich jetzt nicht dazu sagen weil ich neben dem Gucken noch was anderes gemacht hab und irgendwann den Faden nicht mehr wieder finden konnte.
Der Nachmittag wird schon anders verbracht. Mein neues Spiel ist da und ich fang auch gleich an mit spielen. Mudrunner heißt das Werk und der Titel verrät nur die Hälfte. Mud also Schlamm kommt wirklich vor, nur runnen tut man nicht wirklich. Ziel des Spieles ist es Aufgaben mit alten russischen Lastern zu erfüllen. Hört sich schon mal einfach an. Schwierig ist nur die Umgebung in der man sich bewegt. Irgendwas zwischen Wald und Ende aller Zivilisation mit ganz viel Schlamm unter den Rädern. Die alten Vehikel steuern sich dabei wie ein nasses Stück Seife auf einem anderen nassen Stück Seife und machen eigentlich was sie wollen. Ich darf halt das Lenkrad halten und zugucken was passiert. Wer jetzt meint, das ist voll langweilig, der kann Recht haben. Würde ich aber nie zugeben. Ich werde mal gucken ob ich das Spiel als Weiterbildung bei der Steuer absetze. Ich hab nämlich gelernt, dass diese Fahrzeuge nicht schwimmen können. Ist auch schon was wert.

Tag 4

Ich habe gut abgenommen und fühle mich entschlackt. Die Couch wird trotzdem nicht verlassen, weil der Onkel Doktor das so wollte. Als Mittagsfilm gibt es heute „The Last Witchhunter“. Vin Diesel spielt einen Hexenjäger der zur Strafe ewig leben muss und seit dem Mittelalter Hexen vermöbelt. Sein Assistent ist der Butler von Batman und der macht es nicht mehr lange. Sein neuer Assistent ist Frodo und macht eigentlich gar nichts. Dann kommt eine Hexe und die beiden mögen sich, natürlich erst weiter hinten im Film. So weit so weit und ich hätte der ganzen Geschichten ein Drehbuch gewünscht und jemanden der nach den Dreharbeiten mal guckt was die da gemacht haben, bevor sie ihn ins Kino weiter geben. An irgendeinem Tag kam auch noch Fußball.

Jetzt ist es schon nächste Woche und ich bin auch wieder auf der sicheren Seite. Noch mal mache ich so was aber nicht mit. Das macht einfach keinen Spaß.

Der Beweiß für meine Puzzelkünste.

Mittwoch, 15. November 2017

Nicht der Meister der Nerds

Es ist Donnerstag und ich nähere mich ein Stück mehr dem Mann von Welt den ich jetzt schon in mir sehe. Ich gehe zum Drogeriemarkt meines Vertrauens und kaufe mit Pflegeprodukte. Bevor sich Menschen hier eigene Gedanken machen, ich meine keine Zahnpaste oder Duschgel. Das sind Putzmittel und gehören weniger zu Körperpflege als zur Instandhaltung. Shampoo ist da so ein Zwischending. Während es bei den meisten Menschen nur dazu dient die Kopfbehaarung nicht gänzlich der Natur zu überlassen so ist bei einigen Menschen fast schon eine Eitelkeit dieses Zeug zu benutzen. Ich kann mich getrost zu letzteren zählen.
Ich kaufe mir also ein Waschgel, dass man nicht mit der Kleidung in Kontakt bringen darf weil die sonst irreparabel dreckig wird. Die eigentliche Attraktion ist allerdings die Gesichtsmaske deren Superkraft es ist die Haut super sauber zu machen. Das ist was ganz tolles und sollte von jedem angestrebt werden, das und Weltfrieden. Ich finde mich also irgendwann im Bad wieder und schmiere mir die pampige Maske ins Gesicht. Wie genau ich das zu tun habe, konnte ich vorher im Internet recherchieren. Wie es das Schicksal so will, lande ich da als erstes auf einem Yotube-Kanal von so einem Teenager mit zu viel Zeit zum keine Bücher lesen und ganz vielen Followern. Der kann ich also zugucken wie man sich das Zeug nicht in die Augen oder den Mund schmiert und später wieder ab macht. Genau dafür wurde das Internet erfunden und die Erfinder des World Wide Web können stolz auf sich sein. Nach zwanzig Minuten stehe ich wieder vor dem Spiegel, ziehe mir meine neue Schmierhaut ab und fühle mich rein und frisch. Mehr war es nicht, echt nicht.

Es ist Samstag und ich habe einen Plan. Heute veranstalten die Leute von Nerdzig ihre erste Comic und Game Convention und da darf ich natürlich nicht fehlen. Mein Rücken sieht das leider nicht ganz so und überrascht mich mit ekligem Aua. Das nervt schon mal und wie Mensch da eben ist, gibt’s auch gleich eine Tablette zur Ersthilfe. Die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Nicht etwa gegen den Schmerz, der ist immer noch da. Die kleine Tablette hat irgendwie Beef mit meinem Bauchi und sorgt für ein Gefühl autsch und bäh hinter dem Bauchnabel. Ich denke schon, da wohnt ein Wiesel in meinem Bauch und spielt fangen, ich kann aber nicht nachgucken, ich will ja zu der Convention.

Ich schleppe mich zur Bahn, die mich dann in die Nähe der Convention schleppt und der Rest ist Fußweg. Die Con (so sagen wir zur Convention) ist in der städtischen Bibliothek, die ich bisher auch nur von außen kenne. Von drinnen macht sie schon auf den ersten Blick einen Eindruck von groß und hell und Buch. Beeindruckt packe ich meine Jacke in eine Schrankschachtel und fange an mich zu verlaufen. Während die unteren Bücherhallen von viel Platz geprägt sind, werden die Treppen nach weiter oben fast schon versteckt und ich muss eine Frau an einem Tisch fragen. Mit der Aussage „Im zweiten Obergeschoss.“ bin ich nicht klüger, will aber auch nicht stören. Mit etwas Glück finde ich meinen Weg und stehe da wo ich stehen wollte. In einem Raum. Ein großer Raum mit einer Bühne und hinter der Bühne eine Leinwand und vor der Bühne Stühle. Der Rest vom Raum ist für die verschiedensten Stände reserviert. Da gibt es Zeichner die in unterschiedlichsten Stilen ihre Künste präsentieren und ihre Erzeugnisse auch feilbieten. Es gibt einen Stand an dem man sich mit seinen Liebsten bei Mario Kart oder Smash Bros zerstreiten kann, für immer. Woanders liegen Würfel mit mehr Seiten als man sonst so kennt und kleinen Figürchen die sich gegenseitig vernichten wollen. Kuchen gibt es auch.

Zwischen den Besuchern die in Zivil hergekommen sind, gibt es diejenigen die sich dem Cosplay hingeben. Eigentlich sind dabei immer ganz viele Saylor Moon anzutreffen die ich hier allerdings schmerzlich vermisse. Den einzigen Charakter den ich wirklich erkenne ist ein Ghostbuster. Nun weiß ich ehrlich gesagt nicht ob der Junge einen Ghostbuster als solchen darstellt oder einen von den Jungs aus Stranger Things die auch als Ghostbuster verkleidet waren. Ein Mysterium, trotzdem ein cooles Kostüm und ich überlege welchen Ghostbuster ich am besten darstellen könnte und welche drei Menschen mich dabei unterstützen wollen. Freiwillige vor sonst ich bestimme ich jemanden.

Zum Gucken bleibt mir erst mal keine Zeit, ich bin verabredet. Ich treffe S und ihre Freundin, die ich beide noch gar nicht kenne. Wir sind aber ein Team. Wir sind ein teilnehmendes Team. Wir sind ein teilnehmendes Team beim Nerdquiz, bei dem es um nichts anderes geht als den Titel „Master of the Nerdiverse.“ oder so ähnlich. Ganz klar mein Ding denke ich und weiß schon gar nicht mehr warum. In drei Vorrunden schaffe ich es genau eine halbe richtige Antwort zu geben und fühle mich nutzlos wie lange nicht. Dank S verlieren wir nicht ganz so schlimm wie ich mich anstelle und können uns wenigstens Besserung für das nächste Jahr versprechen.
Nach der Niederlage treffe ich noch Menschen, gucke mich um und schaue zu wie das Halbfinale vom Nerdquiz weiter geht. Eine Antwort hätte ich sogar gewusst und bin ein wenig stolz auf mich. Der Rest ist dann nach Hause fahren und auf der Couch liegen. Im nächsten Jahr werde ich meinem Rücken einfach nichts davon erzählen und ganz entspannt mindestens eine ganze Antwort beim Nerdquiz geben können.

So oder ganz ähnlich würde ich als "Master of the Nerdiverse" aussehen.

Sonntag, 12. November 2017

Ich bin jetzt bei twitch. I

Zuerst müssen wir natürlich fragen wer, was oder warum dieses twitch eigentlich ist.
Twitch ist wir alle außer die Eltern, das ist schon mal klar.
Twitch ist eine Internetseite auf der man anderen beim Videospielen zugucken kann oder sich selber beim Videospielen zugucken lassen kann.
Twitch gibt es nur, damit die Jugend etwas machen kann, was die Alten nicht im Ansatz verstehen.

Das ist also Twitch und über den Namen rege ich mich schon lange nicht mehr auf. Ganz im Gegenteil ich mache da jetzt mit und auch wenn ich noch nicht weiß warum ist es mein gutes Recht dort zu scheitern und vor der ganzen Welt lächerlich zu machen.

Zwei Versuche ich dort der Welt zu präsentieren habe ich schon unternommen.
Der erste Versuch war Auto fahren. In einem Spiel in dem man sehr viel Auto fahren muss. Es ist nämlich ein Autofahrspiel. In dem Spiel gibt es sogar ein Geschichte die ich allerdings total ignoriere und einfach nur durch die Gegend fahre. Die Gegend ist natürlich die USA weil alles andere keinen Sinn macht. Man stelle sich vor, so ein Spiel wäre in den neuen Bundesländern angesiedelt. Am Brocken vorbei fahren statt am Grand Canyon ist ja schon schwer. Wenn ich dann aber Salt Lake City gegen Salzgitter eintauschen müsste, hört es einfach auf.
Egal, ich fahre also durch die Gegend und Leute können mir zu gucken. Machen sie aber nicht.

Der zweite Versuch ist Fußball. PSG gegen Bayern, weil das Spiel an dem Abend sogar gespielt werden sollte. Also mit in echt und so. Ich spiele also und ich spüre schon wie der Ruhm seine Fühler nach mir ausstrecken will. Zuerst ist ein Mensch der mir zuschaut, dann sind es zwei. Ich weiß nicht wer sie sind und es ist mir auch fast egal. Wichtig ist sie sind da.
Ich habe übrigens gewonnen und die Bayern mit 3 zu 1 nach Hause geschickt. Dass ich damit noch hinter dem tatsächlichen Ergebnis bleibe finde ich immer noch gut.

Später

Ich spiele noch mal Fußball. Diesmal gegen Toronto. Keiner guckt zu.

Später

Ich habe mir ein Headset bestellt, damit ich wenigstens gut zu verstehen bin wenn mir keiner zuschaut. Es ist Montag und damit auch der Tag den ich als Liefertag kenne. Ich warte also auf meiner Couch und habe nichts besseres zu tun als immer wieder in den Sendungsverlauf zu gucken.
Der ändert sich ja gerne mal zu „Empfänger wurde nicht angetroffen“ und ich muss dann zum Döner rüber um das Paket abzuholen. Heute nicht, heute steht da, dass es ihnen leid tut und ich die Seite am 10. noch mal besuchen soll wenn das Paket nicht angekommen ist. Weil heute nicht der achte ist sondern der zweite schreie ich innerlich in ein Kissen und möchte etwas kaputt machen. Selbst wenn ich das Ding jetzt noch mal bestelle soll es früher da sein und ich stelle mir Fragen die alle nur mit dem Ende der Welt enden. Was mich daran wirklich stört ist die Tatsache, dass ich nicht weiter komme. Nicht im Text. Denn da steht keiner. Und nicht mit Worten. Hab ja keinen dem ich sie an den Kopf bzw. zur Seite rein werfen kann. Ich hab also nichts wo ich meine Gefühle los werden.
Ich könnte kotzen und gleichzeitig kommt mir da eine Theorie in den Kopf. Die ganze Wut die man dem Internet gegenüber entwickelt muss ja wo hin und wie wir in Ghostbusters 2 gelernt haben sammelt sich so Wut und Hass in einem Kanal unter der Stadt. Weil das natürlich nicht geht, sammelt sich das alles in einem Kanal unter dem Internet und entlädt sich dann an machen Stellen. Da kommt dann so was wie der Gauland oder ein RTL Programmdirektor bei raus.

Später

Es ist Feiertag und heute hab ich niemanden zugucken lassen wie ich Spiele. Ich gehe trotzdem mal in meinen Kanal und checke meine Daten weil Business und so. Ich habe 7 Anguckungen für mein Video und damit 7 Anguckungen mehr als alle anderen auf dieser Bühne zusammen.

„Ich gucke unsicher zu den Anderen.“

Ich gucke Netflix und esse Kekse. Das könnte ich bei Twitch zeigen. Dann können die Leute sehen ob mir etwas gefällt oder nicht. Eine gute Idee.

Später

Mein Headset ist angekommen.

Das Bild hat mal wieder nix mit dem Text zu tun.
Es zeigt mich nur als Spacedetektiv.