Man kommt ja zu nichts, das weiß nicht
nur ich sondern jeder der schon mal merkte wie die Zeit an einem
vorbei läuft während man sich darum bemüht etwas zu machen.
Der Wochenanfang war ja schon eher
uncool und es wurde nicht besser. Aus Gründen muss ich am Donnerstag
kurz nach Bitterfeld und wieder zurück. Der Weg in die Stadt die
früher schon da war, gestaltet sich als recht einfach und nicht
weiter erwähnenswert.
Der Weg zurück dagegen ist ein ganz
ein anderer. Der Sturm der als Wind angefangen hat, fängt schon an
Mülleimer durch die Gegen zu kullern und lässt mich nur noch schwer
vorwärts kommen. Sorgen mache ich mir trotzdem nicht. Am Bahnhof
kaufe ich mir erst mal einen teuren Eistee und ein Ticket für die
Bahn. Ich gehe kurz nach draußen, schaue auf die Uhr, auf den
Fahrplan und renne auf den Bahnsteig. Das war gar nicht nötig, der
Zug hat nämlich Verspätung. Ein paar Minuten steht da und das
stimmt auch. Kein Grund zur Panik also. Irgendwann, nicht viel
später, fährt der Zug dann auch los. Der Sturm sorgt für schöne
Wolken und es fliegen auch mal Äste gegen den Zug. Alles im grünen
Bereich. In einem kleinen Ort, dessen Namen ich immer vergesse,
steigt die Zugbegleitung aus. Dass, das nicht geplant war, erfahren
wir später von dem Mann der ganz vorne sitzen darf. Der kommt
nämlich mal vorbei um uns auf dem Laufenden zu halten und wer sich
jetzt fragt wie denn das sein kann, der wundert sich zurecht.
Es war kurz vor Delitzsch. Der Wind
peitschte am Fenster vorbei und brachte unseren Zug ins Wanken. Die
Bäume tanzten wie irre in der steifen Brise und Plastiktüten lagen
in der Luft. Ein Baum hatte den Kampf verloren und sich in unseren
Weg gestürzt, ganz so als wollte er sagen: „Ha Ha jetzt liege ich
hier ihr Pappnasen. Mensch gegen Natur – 0:1, ihr Loser. Seht zu
wie ihr weiter kommt mit eurer schicken Bahn. Habt ihr jetzt nicht
mit gerechnet was. Und eure Smartphones werden auch bald den Geist
aufgeben. Die Akkus halten ja nicht lange. Dann seit ihr ganz euch
selber überlassen und das wird mal so richtig langweilig.“
Nun standen wir also da. Auge in Auge
mit der Natur, gut zweihundert Meter vom Netto entfernt (oder Lidl,
was weiß ich denn). Die beiden Menschen vor mir holen ihre Nintendo
DS raus und spielen Mariokart gegeneinander, der schräg vor mir hat
eine Nintendo switch dabei. Ich lese was über Tocotronic und fühle
mich alt.
Schon bald wird allen klar, hier geht
es nicht so schnell weiter. Ein blonder Typ geht im Zug auf und ab.
Später hat er einen ganz roten Kopf und sehr schlechte Laune. Ich
trinke meinen Eistee und esse ein Stückchen Kuchen. Das mache ich
natürlich heimlich. So ein Stück Kuchen ist in solchen Situationen
ein begehrtes Ding. Ganz so wie bei einer Gruppe Gestrandeter auf
einer tropischen Insel die sich den ganzen Tag von Kokosnüssen und
Fischen ernähren während du noch Chickenwings im Kühlschrank hast.
Gefährlich, ganz gefährlich.
Ich esse also meinen Kuchen, gehe mal
auf Toilette und höre den Menschen zu. Die einen schimpfen weil sie
beim Spielen verlieren, die anderen weil sie nicht zum rauchen raus
kommen. Nach knapp 90 Minuten kommt die Feuerwehr und es steht 1:1.
Wir fahren bis nach Delitzsch und dürfen dort in ein Taxi steigen,
in der Zentrale geht nämlich keiner mehr ans Telefon und hier weiß
niemand wie es weiter gehen soll.
Wieder in Leipzig will ich eigentlich
nur noch Königsberger Klopse auf meiner Couch essen. Das wird
allerdings nichts, weil es bei Aldi keine Königsberger Klopse gibt.
Ich nehme mit Gulasch mit.
Der Rest der Woche ist eher
unaufgeregt. Ich wasche Wäsche, gehe einkaufen und am Sonntag morgen
auch mal wieder laufen. Ob das jetzt eine gute Idee war, weiß ich
morgen früh. Nebenbei schaffe ich es noch meinen nächsten
Tagebucheintrag fertig zu machen. Das macht mir wieder viel Freude
und ich lerne wie wichtig es ist zwischendurch auch mal zu speichern.
Jetzt werde ich erst mal weiter an
meinem Buch werkeln und die letzten zehn Seiten löschen. Die fühlen
sich irgendwie nicht so an wie richtig und das sollte es schon.