Tag 3
Früh
Man kennt das ja. Der Schnee stöbert
wie ein wilder durch die Welt und man selber möchte doch nur zum
Konsum und sich Zimtdingsis zum Frühstück holen. Das wird nicht nur
schwer durch den Schnee, es wird unmöglich weil die keine
Zimtdingsis haben. Ich bin traurig und muss Käsebrötchen mitnehmen.
Die sind beim essen ganz lecker und ich bin wieder kurz davor
glücklich zu sein.
Wieder in Richtung Schnee geht es erst
mal an der Nachbarstochter vorbei, die mir ihre schneeverklebten
Handschuhe ins Gesicht drücken will. Panik in Gesicht und Stimme
verhindern schlimmeres. Raus aus der Tür ist es dann auch wieder
egal. Da kommt das weiße Zeugs von allen Seiten und schert sich
nicht um Konventionen oder den öffentlichen Personennahverkehr.
Davon merkt man zuerst natürlich
nichts. Die Bahn kommt und ich kann auch einsteigen. Die Bahn fährt
los und alles ist gut. Die Bahn fährt weiter und macht so ruckelnde
Bewegungen die mich stutzen lassen ob das gute Stück sein Ziel noch
erreichen wird. Die Bahn macht noch eine ruckelnde Bewegung und ich
habe die Antwort. Die Haltestelle schon in Sicht ist der
Bewegungsdrang der Tram erloschen und ich steige ganz frech da aus wo
der Bahnfahrer die Tür offen gelassen hat. Weit muss ich ja nicht
mehr und als ich da bin gibt es ein Déjà-vu.
Ich sehe eine Bahn stehen. Der Zugbegleiter schickt uns auf das
gegenüberliegende Gleis und das Bild wiederholt sich. Alls was als
Zug in die Richtung der Buchmesse will, hat mit dem bewegen aufgehört
und ich muss mich neu orientieren. Am Hauptbahnhof geht’s dann
wieder zur Straßenbahn und da bin ich nicht der einzige. Ungefähr
fünf Millionen Menschen drängen sich an der Haltestelle und eine
geduldige Frau mit Mikro erklärt im Minutentakt, man solle sich doch
bitte verteilen. Die Bahn hält ja auch da hinten. Neben mit steht
ein Mann der sich vom Gleis aus rein gedrängelt hat und plärrt nach
seiner Frau, sie solle sich doch mit hier her stellen, weil hier doch
Platz ist. Der Typ hat sie nicht alle.
Nach drei Bahnen
kommt dann eine in die ich auch noch einsteigen kann und einen
Sitzplatz gibt es auch für mich. Drei junge Menschen sitzen da und
den freien Platz nehme einfach ich. In den nächsten zwanzig Minuten
mache ich von meinem Recht Gebrauch und dränge ihnen eine
Unterhaltung auf. Sie können ja nicht fliehen und weil wir alle zur
Buchmesse wollen, sind wir auch eine Interessengemeinschaft und damit
verbunden. Wenigstens vergeht die Zeit. Wir überlegen auch ein Kind,
das zu einer Gruppe gehört, zu bestechen, damit es mal kurz „Ich
glaub ich muss brechen.“ durch den Wagon ruft. Mal gucken wir sehr
sich die Menschen um das Kinder herum noch von ihm weg komprimieren
können.
Später
Ich bin pünktlich
auf der Buchmesse um meinem vorher zurecht gelegten Plan umzusetzen.
Die BiMaCo, eine befreundete Mangaconvention aus der alten Heimat hat
heute eine Tombola im Angebot und die Preise können sich sehen
lassen. Neben Postern, Blu Rays und noch mehr tollen Sachen gibt es
auch ein Plüschdigimon. Das winkt immer zu mir rüber und will bei
mir sein. Weil ich das auch will hole ich mir zehn Lose und was soll
ich sagen. Ich besitze jetzt zwei Aufnäher, ein Poster und sieben
streng limitierte Schlüsselanhänger.
In der Glashalle
sind schon eine ganze Menge Cosplayer unterwegs und das finde ich
gut. Ich kann Fotos machen und meine Visitenkarte an Menschen
verteilen.
Durch Zufall
treffe ich D und A wieder, wir wollten uns ohnehin treffen, doch
hatten wir weder Zeit noch Platz ausgemacht. Dann eben so.
In den
Messebuchhandlungen gibt es neben den neuesten Werken auch Bücher
die es immer noch Wert sind gelesen zu werden. Der D hält mir eins
von Neil Gaiman unter die Nase und weil ich den guten Neil mag, nehme
ich das einfach mal mit. In der Abteilung Kinder- und Jugendbuch gibt
es wieder die Bücher von so Katzenkriegern. Ich überlege mir den
ersten Teil zuzulegen, lasse es aber dann doch. Die Neugier ist
einfach nicht groß genug.
Der Rest des Tages
folgt in Stichpunkten:
Ich gehe noch mehr
Fotos machen. Viele Yoshis, Sonic und die Mario Brothers plus
Prinzessin sind da. Dr. Who auch und ein paar von den Avengers. Dann
hört mein Fachwissen auch langsam auf.
Ich lausche einem
Vortrag über Polen und Syrien und esse mein Käsebrötchen.
Das Digimon ist
weg und ich bin ein wenig traurig.
Ich überlege die
neue Messe zu vergrößern, damit man nicht mehr so durch die Gegend
gedrängelt wird.
Irgendwann finde
ich mich auf meiner Couch wieder und bin ganz froh da zu sein. Mein
Körper sagt er will nicht mehr und freut sich auf ganz viel Ruhe.
Das wäre mein Digimon gewesen.